Licht an – warum Beleuchtung in Videokonferenzräumen entscheidend ist
Eine gute Kamera alleine reicht nicht – ohne die richtige Beleuchtung wirken selbst modernste Konferenzräume unprofessionell. Im folgenden Post erfährst Du mehr zum Thema Beleuchtung und deren Auswirkung.
Bei der Planung von Videokonferenzräumen stehen meist Kamera, Mikrofone, Displays und Steuerungssysteme im Mittelpunkt.
Ein Thema, das oft erst spät – oder gar nicht – berücksichtigt wird, ist die Beleuchtung.
Dabei ist sie nicht nur ein ästhetischer Faktor, sondern ein wesentlicher Bestandteil für Bildqualität, Kommunikation und Professionalität.
Warum Licht in Videokonferenzen so entscheidend ist
Kameras arbeiten physikalisch völlig anders als das menschliche Auge.
Unsere Augen passen sich in Sekundenbruchteilen an unterschiedliche Helligkeiten an – Kameras benötigen dagegen konstante und gezielt geplante Beleuchtung, um optimal zu funktionieren.
Gute Beleuchtung sorgt dafür, dass:
- Gesichter klar und gleichmäßig ausgeleuchtet werden
- Farben natürlich wirken und der Weißabgleich stabil bleibt
- Bildrauschen minimiert wird, da die Kamera nicht mit hoher ISO arbeiten muss
- Mimik und Gestik deutlich erkennbar bleiben, was die Gesprächsqualität erhöht
Fehlt diese gezielte Ausleuchtung, entstehen unscharfe, farblich unnatürliche oder kontrastarme Bilder, die die Professionalität des gesamten Meetings beeinträchtigen.
Warum Kameras und Augen Licht so unterschiedlich sehen
Das menschliche Auge ist ein Meister der Anpassung: Es reguliert die Pupillengröße, passt die Netzhautsensibilität an und kann so in Sekundenbruchteilen zwischen heller Sonne und dämmrigem Raum wechseln – ohne dass wir es bewusst merken.
Kameras hingegen sind auf feste Belichtungswerte angewiesen. Wird das Licht zu schwach oder ungleichmäßig, muss die Kamera ISO-Werte erhöhen, Belichtungszeit verlängern oder den digitalen Gain anheben. Das führt schnell zu Bildrauschen, Bewegungsunschärfe und unnatürlichen Farben.
Konstante, gleichmäßige Beleuchtung sorgt dafür, dass die Kamera im optimalen Belichtungsbereich arbeiten kann – und genau das macht den Unterschied zwischen einem professionell wirkenden Bild und einem „Webcam-Look“.
Typische Beleuchtungsprobleme in der Praxis
- Gegenlicht durch Fenster: Helle Lichtquellen hinter den Teilnehmern führen dazu, dass die Kamera automatisch abdunkelt – Gesichter verschwinden im Schatten.
- Mischlicht-Situationen: Tageslicht (ca. 5600 K) und warmweiße LEDs (ca. 3000 K) sorgen für unsteten Weißabgleich und unruhige Hauttöne.
- Punktuelle Downlights: Beleuchten den Tisch, aber nicht die Gesichter – Resultat sind harte Schatten unter Augen und Kinn.
- Flickernde Lichtquellen: Billige LEDs mit unzureichender Treibertechnik können im Videobild flimmern.
- Fehlendes Frontlicht: Auch bei insgesamt heller Raumbeleuchtung kann das Gesicht im Schatten liegen, wenn kein gezieltes Licht von vorne kommt.
Best Practices für Konferenzraum-Beleuchtung
1. Gezieltes Frontlicht im Bereich der Displays
- Leicht nach unten ausgerichtet, um die Gesichter der Teilnehmer auszuleuchten
- Diffuse Lichtverteilung zur Vermeidung harter Schatten
- Positionierung so, dass keine Reflexionen auf Displays entstehen
2. Indirektes Raumlicht
- Sorgt für Grundhelligkeit und gleicht Kontraste aus
- Gleichmäßige Ausleuchtung ohne starke Helligkeitsunterschiede im Raum
3. Einheitliche Farbtemperatur
- Optimal: 4000 K ± 300 K (neutralweiß)
- Harmonisches, neutrales Licht, das Hauttöne realistisch darstellt
4. Blendfreiheit
- Einsatz von Diffusoren oder blendfreien Leuchten
- Keine direkten Lichtquellen im Sichtfeld der Teilnehmer oder der Kamera
5. Szenensteuerung und Automatisierung (optional)
- Erhöht den Bedienkomfort, aber nicht zwingend erforderlich
- Typische Szenen: „Videokonferenz“, „Präsentation“, „Raum ungenutzt“
- Lässt sich in viele Raumsteuerungssysteme integrieren (z. B. Crestron, Extron, Q-SYS)
6. Ausgewogene Lichtverteilung
- Kombination aus Hauptlicht von vorne, Aufhelllicht von der Seite und leichtem Hintergrundlicht
- Ziel ist keine Studioausleuchtung, sondern ein gleichmäßiges, natürliches Licht, in dem alle Teilnehmer gut erkennbar sind
Bildbeispiele aus meinem Home Office:











Technische Richtwerte
Für die Planung von Konferenzraum-Beleuchtung gelten folgende Richtlinien:
- Vertikale Beleuchtungsstärke (Ev) auf Gesichtshöhe: 300–500 lx
- Horizontale Beleuchtungsstärke (Eh) am Arbeitsplatz: 500–750 lx
- Farbwiedergabeindex (CRI): ≥ 90
- Gleichmäßigkeit (min/max): mindestens 0,7
- Flimmerfreiheit: Keine sichtbaren Flicker bei Kameraaufnahme (Flicker-Index < 0,1)
Takeaway
Beleuchtung in Videokonferenzräumen ist kein nachträglicher Luxus, sondern eine grundlegende Voraussetzung für klare, professionelle und authentische Bildübertragung.
Eine gezielte Lichtplanung verbessert nicht nur die Bildqualität, sondern auch die Gesprächsatmosphäre und die Wahrnehmung der Teilnehmer.
Wer Konferenzräume plant oder modernisiert, sollte Licht von Anfang an als integralen Bestandteil der AV-Planung betrachten – gleichrangig mit Kamera, Audio und Steuerung.
Normen, Standards und Quellen
Normen & Standards
- DIN EN 12464-1 – Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen
- AVIXA V202.01:2016 Video Lighting Standard – Anforderungen für die Beleuchtung von Videokonferenzumgebungen
- ISO 8995-1:2002 – Beleuchtung von Arbeitsstätten
Quellen & Referenzen
- AVIXA – Video Lighting Standard
- DIN EN 12464-1 – Beuth Verlag
- CIE Lighting Guide – Internationale Beleuchtungsempfehlungen
- Microsoft Teams Rooms – Best Practices für Raumgestaltung





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